Ein Selbstständiger hilft beim Ikea-Möbel-Transport – und bekommt es mit Ikea zu tun (von Rainer W. During)
Was tun, wenn der Einkauf im „unmöglichen Möbelhaus“ doch einmal größer geworden ist und die Ware nicht in den Kofferraum passt? Eine Frage, die sich schon viele Ikea-Kunden gestellt haben. Dass er an die Partnerspedition des Möbelkonzerns einmal 75 Euro für die acht Kilometer von Spandau nach Tegel zahlen und auch noch Tage auf seine Möbel warten musste, hat Claus Seide geärgert. Jetzt macht er den Transporteuren mit einem eigenen Möbeltaxi Konkurrenz. Und bekommt den Zorn der Elche zu spüren.
Seit Mai vermittelt der ehemalige Messebauer private Spediteure. Sechs selbstständige Unternehmer arbeiten mit ihm zusammen, zwei davon als Ich-AGs. Für eine Pauschale von 35 Euro geht es in alle Westbezirke, nach Prenzlauer Berg, Mitte und Friedrichshain. Von den Einnahmen kassiert Seide, der mit Handzetteln, Plakaten und einer Website für das Möbeltaxi wirbt, einen Anteil als Vermittler.
Beim Ikea-Konzern und dessen Speditionspartner Iwanter reagierte man sauer. Seide und seine Mitstreiter erhielten Hausverbot. Mit selbst gestrickten Halteverboten und abgestellten Anhängern habe man versucht, die Möbeltaxis zu vertreiben, klagt der 38-Jährige. Jetzt hat er sich gegenüber dem Möbelhaus auf öffentlichem Straßenland postiert. Hier will der Berliner beim Tiefbauamt eine Beladezone für die Fahrzeuge beantragen.
Am Dienstag eskalierte der Streit. Seide musste ein Plakat vom Zaun einer gegenüberliegenden Firma entfernen, weil diese die Zusage zur Vermietung der Werbefläche auf Intervention von Ikea vorerst zurückgenommen hat. Außerdem sei die Zahl seiner Aufträge drastisch zurückgegangen, weil Mitarbeiter von Iwanter potenziellen Kunden erzählt hätten, sie ließen sich mit Schwarzarbeitern ein und würden Arbeitsplätze gefährden. Seide weist die Vorwürfe zurück. Jeder in seinem Team habe eine Gewerbeerlaubnis, und die Transporte seien versichert.
Bei Ikea sieht man die Dinge anders. Kunden würden sich unter Druck gesetzt fühlen, die Möbeltaxis nicht professionell arbeiten, sagt der stellvertretende Hausleiter Tony Bibaoui. Nur beim offiziellen Partner könne Ikea eine korrekte Abwicklung gewährleisten. Bei Iwanter hat man auf die Konkurrenz reagiert und verteilt jetzt selbst Werbezettel. Wenn alle gekauften Waren am Spandauer Lager sind, liefere der offizielle Partner jetzt auch am selben Tag und zum gleichen oder noch niedrigeren Preis, so Bibaoui. Claus Seide will nun sein Angebot um einen Montageservice erweitern.
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/der-zorn-der-elche/440726.html